Es ist wieder Zeit für einen neuen Querstil. Nach den Meermenschen kommt nun eine Rotkäppchen-Variation im Scheerenschnitt. Wieder aus einem Aquarellkarton geschnitten, hinterlegt mit Fotokarton in knackigem Rot und glänzendem Gold.
Die Geschichte hinter dem Bild beginnt also diesmal bei dem alten Märchen der Gebrüder Grimm. Jeder kennt es: Rotkäppchen geht alleine durch den Wald, begegnet dem bösen Wolf, der verleitet sie den Weg zu verlassen und das Rotkäppchen wird am Ende von ihm verschluckt. Ein Jäger kommt zufällig vorbei, schneidet das Rotkäppchen und die Großmutter aus dem Bauch des schlafenden Wolfs und sie legen ihm stattdessen Steine hinein die ihn am Ende umbringen. Ganz schön brutal.
Als Kind habe ich das allerdings nie in Frage gestellt, der Wolf war böse und musste bestraft werden. Punkt. Als ich älter wurde fing ich dann doch an mich zu fragen, weshalb ist eigentlich der Wolf der Böse? War es nicht Rotkäppchens Entscheidung den Weg zu verlassen? Das Ganze ist natürlich eine Metapher und der Wolf hat Rotkäppchen eine Möglichkeit aufgezeigt (zwar zu seinem eigenen Vorteil, aber das ist eine andere Baustelle). War die Entscheidung also unbedingt klug? Nun, wie man am Ende sieht wohl eher nicht, aber man muss auch zu ungünstigen Entscheidungen stehen dürfen. An dieser Stelle kam mir die griechische Göttin Artemis (Diana bei den Römern) in den Sinn. Eine kraftvolle, stolze Göttin, die in ihrem Pantheon wohl die eigensinnigste ist. Sie gilt nicht nur als Göttin der Jagd, sondern auch als Schutzpatronin der Tiere, insbesondere derer, die klassischerweise in der Opferrolle sind. Der Wolf ist zwar von Natur aus selbst ein Raubtier, bringen wir die Menschen ins Spiel ist er jedoch ebenso ein Gejagter. Bei meinem Motiv wollte ich nun das Rotkäppchen für sich selbst und ihre Entscheidungen, aber auch für den schwächeren, den Gejagten eintreten lassen. Und so wurde Rotkäppchen zu Artemis, die den Wolf vor dem Jäger beschützt.
Ein extra Dank geht diese Woche auch an Juliana Socher, die mir bei der Verkürzung meiner Textzeile geholfen hat. Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, ist es immer schön ein externes Hirn zu haben. ;)